In Taberna Quando Sumus (Codex Burana) ----------------------- Wenn wir in der Schenke sitzen, Pfeifen wir aufs Erdenlos. Eilen nur das Spiel zu leben, Dem wir schwitzend sind ergeben. Was kann schon die Schenke bieten, Wo der Pfennig Mundschenk ist? Hör'n wir euch, ihr Leute, fragen, Nun, wir werden es euch sagen: Manche saufen, manche spielen, Mancher möcht sich gern gross fühlen, Doch will er ein Spielchen wagen, Nackend muss er bald verzagen. Mancher kommt im neuen Frack, Manchem bleibt nichts als ein Sack. Niemand zittert vor dem Tode - "Hoch, Gott Bacchus!" schreit die Mode. Erster Trank dem edlen Spender, Und allen die's geniessen! Zweiter den Gefangenen, Damit sie nit verdriessen! Dritter allen Lebenden! Vierter allen Christo Ergebenen! Fünfter den selig Verstorbenen! Sechster den jung Verdorbenen! Siebter allen Strauchdieben und Achter allen denen, Die anders herum lieben! Neunter dem Schipper, Dem Versaufenden! Zehnter dem Mönchlein, Dem Entlaufenen! Elfter den Bussfertigen! Zwölfter den Streitsüchtigen und Dreizehnter uns allen, Den Sauflustigen! Ja, auf Papst und kaiser jeder Zecher Hebt in Freuden seinen Becher! Trinkt ihr Männer, trinkt ihr Weiber, Trinkt ihr Gönner, trinkt ihr Neider, Trinkt ihr Krieger, trinkt ihr Pfaffen, Trinkt ihr Söldner, trinkt ihr Laffen, Trinkt Verbrecher, Lumpenpack, Trinkt ihr Edlen dieser Stadt! Saufen, das ist unser Leben, Trinken, bis uns nichts mehr hält. Bacchus schenkt uns seinen Segen, Jedem, der hier lässt sein Geld. Und die, die Böses von uns sagen, Die uns fluchen unverholen: Ach zur Hölle soll'n sie fahren, Soll sie doch der Teufel holen!