Geschichte des Herrn Seegras

"Ich werd ihn auspeitschen, kielholen, an der Rah aufhängen und über die Planke Laufen lassen -- Wenn ich ihn nicht schon erschlagen hätte" -- Seegras, Tikon Kapitel 56.

Es begab sich dass die Nationen Tor'Tull und Aturien einen kleinen Handelsstreit miteinander hatten, und beide auf die unselige Idee kamen Piraten für sich anzustellen, auf dass diese nur die Schiffe des Feindes angriffen. Die Rechnung ging auf, wenigstens für die Piraten die damit voll und ganz auf ihre Rechnung kamen, mit Fürsten dinierten und Land, Edelsteine, Gold und Titel bekamen. Solch eine Piratin war Kara "Lauf die Planke" Bessamer.

Ausgestattet mit flinkem Schiff und ungehobelten Besatzung piratete sie mal für die eine, mal für die andere Seite. Und dabei geriet ab und zu mal ein Mann in Ihre Hände der ganz nett war, den Sie in Ihre Kabine schleifte (ja, das ist wörtlich zu nehmen, man kann es den Männern ja nicht verdenken geschleift zu werden wenn sie an Händen und Füssen gefesselt sind) und für Ihr vergnügen zu benutzen. Danach wurden die Bedauernswerten (bedauernswert? Nun, die gute Kara ware recht gutaussehend, wenngleich etwas.. nun, gewalttätig) die Bedauernswerten also entweder gegen Lösegeld freigelassen (wie der im folgenden erwähnte ganz bestimmte Mann) oder sie marschierten die Planke.

Von dem Mann also, den Kara etwa zwei Monate behielt, bekamm Kara ein Kind. Sie war recht ungehalten, da der Mann es offensichtlich versäumt hatte besser aufzupassen. Sie peitschte ihn nur ein bisschen aus. Der Mann wurde dann gegen ein Lösegeld freigelassen, und Kara bekam ein Kind, von dem hier noch die Rede sein wird.

Das Kind, grün im Gesicht beim ersten Sturm an der Reeling hängend nannte Sie lachend "Seegras", und das blieb dann irgendwie erhalten. Die andere Geschichte, er wäre da zum trocknen aufgehängt worden entspricht übrigens in keinster Weise der Wahrheit.

Als der Bube älter wurde lernte er das Handwerk. Wie man flucht und rauft, raucht und sauft und aber auch wie man sich in Gesellschaft zu benehmen hat, nicht ins Tischtuch schneuzt und das Brot nicht in die Sosse tunkt; denn wenn man wichtiger Pirat ist in Diensten des einen oder andern Reiches geschieht es schon mal dass man im Palast eines Gouverneurs oder Händlers zum Essen eingeladen wird. Kleine Gefälligkeiten erhalten die Freundschaft.

Als der Bube noch älter wurde, begann das der Kara langsam nicht mehr zu gefallen, denn es macht sich schlecht in Gesellschaft von Herren einen Sohn zu haben der fast so alt ist wie ihre Liebhaber. Also wurde beim Landgang für viel Met und Wein und Bier gesorgt, und als der Seegras des Morgens erwachte, mit dem Kopf an den Tisch stiess und vom Hund des Wirtes feindselig angestarrt wurde, da war Kara schon über alle Meere, das Schiff hatte Sie auch mitgenommen.

Da hat sich der Seegras ein bisschen hier und da verdingt und ist schliesslich nach Norden gewandert wo er im Haus Pyramid irgendwann auftaucht.